BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Ortsverband Murnau & Umgebung

Entlastungsstrasse? Verlagerungsstrasse!

Die geplante Umfahrung Murnaus, von deren Befürworter*innen als „Entlastungsstrasse“ schöngeredet, ist derzeit wieder in aller Munde. Was genau, mit welchen Kosten, wo und mit welchen Auswirkungen gebaut werden soll, ist noch immer unklar.

Es gibt nichtöffentliche Sitzungen des Gemeinderates, Mutmaßungen der Presse und die zuständigen Behörden schweigen weitgehend.

Seit März 2025 ist auf einmal von fünf Trassenvarianten die Rede. Die wahrscheinlichste Variante ist sicherlich die, zu der im Bundesverkehrswegeplan 2030 unter “Alternativenprüfung” festgestellt wurde: “Die Trasse ist ... weitestgehend vorgegeben, sodass entscheidungsrelevante Varianten nicht möglich sind.” Diese Trasse verläuft von Höhe der Poschinger Allee, vorbei am Gewerbegebiet, quer über den Sportplatz durch den Kemmelpark zum Kreisel an der Kohlgruber Straße.

Um den Bürgerinnen und Bürgern Murnaus eine rechtzeitige Meinungsbildung und Entscheidungsfindung zu ermöglichen, haben Mitglieder des grünen Ortsverbandes Murnau & Umgebung Informationen beim Staatlichen Bauamt Weilheim beantragt. Raphael Zuber, Abteilungsleiter für Großprojekte, antwortete auf die Fragen:

  • Die Untersuchung der Varianten sei noch nicht abgeschlossen. Die Varianten könnten sich „im Laufe der weiteren Planungen ändern“ und „können daher für Detaildiskussionen nicht herangezogen werden.“

  • Die Bauweise aller Varianten (Tunnel, oberirdisch, Einhausung, …) zeigen nur den momentanen Stand.

  • Belastbare Zahlen zu den Kosten liegen noch nicht vor

  • Auch zu den prognostizierten Bauzeiten liegen keine belastbaren Zahlen vor.

  • Ebenso wenig teilte uns das Straßenbauamt gewünschte Zahlen zu Durchgangsverkehr, Ziel- und Quellverkehr sowie Binnenverkehr in Murnau mit.

Obwohl der Bedarf der Umfahrung mit steigenden Verkehrszahlen begründet wird, wurde die Forderung nach Einsicht in das Verkehrsgutachten abgelehnt.

Diese wenigen Informationen sind nicht ausreichend, um für die Bürger*innen Murnaus Klarheit bezüglich der geplanten Straße zu schaffen! Doch ein genauer Blick auf die wenigen Informationen, kombiniert mit den Erfahrungen aus ähnlichen Projekten in der Region, zeigt klar: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird die sogenannte „Entlastungsstraße“ Murnau nicht entlasten, sondern mehr Probleme schaffen, als sie Lösungen bietet.

Für uns Murnauer Grünen ein eindeutiger Fall: eine Verlagerungsstraße lehnen wir ab!

Viele Gründe sprechen dagegen:

  • Ausbau B2 / “A95 light”
    Durch den Ausbau der B2 in Starnberg und Wielenbach und den Planungen bei Weilheim und in Murnau werden auf der gesamten Strecke zwischen München und Garmisch-Partenkirchen Hindernisse für den Autofahrer entfernt und wesentlich mehr Autoverkehr nach Murnau geführt. Dieser Ausbau führt zu mehr Ausflugsverkehr mit dem Auto, der Zersiedelung der Landschaft und trägt als „A95 light“ mit dazu bei, das Autoverkehrsaufkommen und die ohnehin angespannten Immobilienpreise in und um Murnau zu steigern. Dabei gibt es eine verkehrstüchtige, gut ausgebaute Autobahn A 95 – eine weitere parallele Schnellstraße ist überflüssig und für Murnau belastend und schädlich.

  • Problem Blockabfertigung
    Die bei Farchant und Oberau zu beobachtende Situation, wonach sich bei Stau, Blockabfertigungen oder Tunnelsperrungen Schleichverkehr durch den Ort verteilt, sollte für Murnau eine eindringliche Warnung sein. Bei Rückstau werden Autofahrer*innen sich Alternativen durch den gesamten Markt suchen, insbesondere Kellerstraße, Bahnhofsstraße, Pechmannstraße und Untermarkt werden als alternative Nord-Süd-Routen betroffen sein. Smartphones und Navis unterstützen diese vermeintlichen Abküzungen noch. Die “Entlastung” der Autofahrer*innen wird zur Belastung für die Murnauer*innen.

  • Kostenexplosion
    In einem Artikel des Murnauer Tagblatts werden die Kosten vom Staatlichen Bauamt auf 49 bis 170 Mio. Euro geschätzt. Das ist bereits jetzt 70% mehr als urspünglich angenommen. Die Erfahrungen mit den Kostenexplosionen bei anderen Straßen in der Umgebung, insbesondere bei Tunnelprojekten, lassen nur einen Schluss zu: es wird noch teurer. Mit diesem Geld könnte man viel erreichen, um den Autoverkehr in Murnau einzudämmen.

  • Problem Baustelle im Kemmelpark
    In der wohl wahrscheinlichsten Variante West wird ein Tunnel unterhalb des Kemmelparks weitestgehend in offener Baugrube und nicht in bergmännischer Tunnelbauweise durchgeführt werden.
    Für den Grünzug Kemmelpark wird diese Bauweise verheerende Auswirkungen haben: Der Sportplatz wird durch die Straße zerschnitten, sämtliche Bäume zwischen dem Sportplatz bis südlich des Spielplatzes müssen gefällt werden.
    Neben den Anwohnern und Firmen im und um den Kemmelpark werden insbesondere die sozialen Treffpunkte massiv beeinträchtigt: Murmel, Erlhaus, Westtorhalle und viele mehr. Die neu geschaffene Fahrradroute für die Schüler*innen vom Bahnhof zu den Schulen müsste geschlossen und auf die Reschstraße verlegt werden. Die Bauzeit wird nach Bundesverkehrswegeplan mindestens 4 Jahre betragen. Dies scheint scheint im Vergleich zu anderen Projekten in der Region sehr optimistisch: von Peißenberg bis Farchant waren die Umgehungen fünf bis sechs Jahre in Bau. Die Wunde im Kemmelpark wird jedoch auch nach Ende der Bauzeit fortbestehen.
    Neben den Anwohnern und Firmen im und um den Kemmelpark werden insbesondere die sozialen Treffpunkte massiv beeinträchtigt: Murmel, Erlhaus, Westtorhalle und viele mehr. Die neu geschaffene Fahrradroute für die Schüler*innen vom Bahnhof zu den Schulen müsste geschlossen und auf die Reschstraße verlegt werden. Die Bauzeit wird nach Bundesverkehrswegeplan mindestens 4 Jahre betragen. Dies scheint scheint im Vergleich zu anderen Projekten in der Region sehr optimistisch: von Peißenberg bis Farchant waren die Umgehungen fünf bis sechs Jahre in Bau. Die Wunde im Kemmelpark wird jedoch auch nach Ende der Bauzeit fortbestehen.

  • Keine Lösung für Murnau
    Ziel der Umgehungsstraße soll unter anderem sein, Murnau vom Durchfahrtsverkehr zu entlasten. Doch unterschlägt diese Aussage, dass der Verkehr im südlichen Marktgebiet sich nicht ändert. In der wahrscheinlichsten Variante endet die Umfahrung am Kreisverkehr an der Kohlgruber Straße. Sie trägt nicht dazu bei, die problematische Kreuzung am Tengelmann-Center zu entlasten. Auch der Anschluss an die Kohlgruber Straße selbst wird mit Umgehung ein Nadelöhr bleiben und stauanfällig sein. Ein Stau an diesen Kreuzungen blockiert die gesamte Umgehung und führt zu Schleichverkehren.
    Fraglich ist zudem, wie groß die erhoffte “Entlastung” für die Weilheimer Straße und die Reschstraße sind. Nach Untersuchungen des Marktes selber, sind nur ca. ein Drittel des Verkehrs Autos, die durch Murnau durchfahren. Doch Autofahrer*innen, die nach Murnau wollen, werden kaum die Umgehungsstraße nutzen. Hinzu kommt: knapp ein Viertel des Verkehrs kommt aus Murnau oder den umliegenden Orten. Strecken, für die man Alternativen schaffen kann.
    Auch in Zukunft werden tausende Autos über die Weilheimer und Reschstraße fahren. Auf die Frage, wie die Straßen künftig aussehen werden, haben die Befürworter*innen bisher keine Antwort gegeben. Mehr Lebensqualität oder mehr Platz für Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und Bäume wird es jedenfalls nicht sein.

 

Angesichts all dieser Auswirkungen auf den gesamten Ort Murnau lehnen wir Murnauer Grünen den Bau der Verlagerungsstraße strikt ab.

Stattdessen setzen wir uns eindeutig ein...

  • FÜR ein klares „Ja“ zur CO²-Reduktion und Einhaltung des Pariser Klimaabkommens.

  • FÜR eine deutliche Priorisierung der Bahn mit Ausbau des Service- und Taktangebots: Wir fordern den zuverlässigen Halbstundentakt von München bis Garmisch-Partenkirchen mit einem zweigleisigem Streckenausbau wo er zur Umsetzung notwendig ist.

  • FÜR eine massive Stärkung der Verkehrsverbünde und des ÖPNV.

  • FÜR einheitliche und niedrige Ticketpreise (Erhalt des Deutschland-Tickets).

  • FÜR alle Pendler*innen, die auf Zuverlässigkeit angewiesen sind und ein modernes und klimagerechtes ÖPNV-Angebot benötigen.

  • FÜR ein besseres Breitband-Internet mit Glasfaser, damit mit mehr Homeoffice und Share-Office-Lösungen der Pendel-Autoverkehr weiter reduziert wird.

  • FÜR ein veröffentlichtes Verkehrsgutachten, bevor die Machbarkeitsstudie durchgeführt wird.

  • FÜR die Einrichtung einer Mobilitätsdrehscheibe am Murnauer Bahnhof mit einem angepassten Angebot an Carsharing, Shuttle-Bussen, E-Bike-Verleih etc.

  • FÜR die Umsetzung der bereits zugesagten Verstärkung der Bahnstrecken und des bereits beschlossenen ÖPNVs in Ost-Westrichtung (Alpen-Bus).

  • FÜR einen dauerhaften Erhalt und weiteren Ausbau des Blauen-Land-Busses mit dem Ziel, Mobilität für jeden Geldbeutel zu schaffen.

  • FÜR den massiven Ausbau sicherer innerörtlicher Fahrradwege und Fahrradstraßen, beispielsweise in der Soller- und Pechmannstraße.

  • FÜR Kreisverkehre statt Ampelanlagen.

Aktuelle Termine

Aufstellungsversammlung GR Murnau KTM

Datum:
21.10.2025
Uhrzeit:
19:00 - 22:00

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