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07.03.19 –
“Trotz der Ablehnung des Antrags sind wir froh, dass man wenigstens bei der ÖDP erkannt hat, dass in unseren Forderungen für mehr Chancengleichheit im Gemeinderat, durchaus einiges Wahres steckt,” so Veronika Jones, Sprecherin des Ortsverbands und ursprüngliche Antragsstellerin. “Während meiner Zeit im Gemeinderat war ich die einzige Frau dort mit kleinen Kinder und dazu noch größtenteils berufstätig. Ich habe also selbst erlebt, wie es sich anfühlt, das Mandat unter den gegebenen Bedingungen auszuüben, sprich mit stets abendlichen Sitzungszeiten, dazu vielen Besprechungen untertags mit der Verwaltung oder Einrichtungen gepaart mit unglaublich viel Recherchezeit in der Freizeit. Diese durchschnittliche wöchentliche Ratsarbeit von 20 bis 40 Stunden noch in Einklang mit der Familie und einem Beruf zu bringen - von Freizeit mal gar nicht zu sprechen - da kann ich allen Bürgerinnen und Bürgern versichern, es ist auf Dauer schier unmöglich.”
Co-Sprecher Thomas Stärz meint, “Mit der Aussage, ein Ehrenamt müsse von Herzen kommen, macht man es sich zu leicht. Denn wer sein Mandat ernsthaft ausfüllen will, muss zwangsweise viel Zeit und Energie aufwenden. Bei einer ohnehin oft kaum möglichen Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sollte ein Mandat nicht noch zusätzlich auf Kosten der Familie ausgeübt werden. Die Entschädigung sollte es einem daher ermöglichen, bei der Erwerbsarbeit kürzer zu treten.”
Es ist schon zu hinterfragen, ob man wirklich erwarten kann, dass sich Berufstätige abends zu später Stunde noch mit dem angemessenen Ernst und der erforderlichen Verantwortung um so wichtige Dinge wie millionenschwere Immobiliengeschäfte oder Stromkonzessionen kümmern können und auf vielen Gebieten langwierige und wegweisende Entscheidungen für die Zukunft einer Kommune treffen können.
Natürlich ist die Diskussion um die Entlohnung von Ehrenamtlichen, insbesondere in der Politik, keine bei der Wählerschaft besonders beliebte. Doch wir wollen hier ehrlich sein und verlangen auch eine ehrliche Diskussion über das Verhältnis von Aufwand und zu tragender Verantwortung. Und in diese Debatte muss dringend auch einfließen, wie sich unsere kommunalen Parlamente zusammensetzen. Denn hier muss man auch realistisch sein und zugeben, dass die Beteiligung von Frauen und insbesondere Frauen mit Kindern mehr als mager ist, in Murnau z.B. lag der Altersdurchschnitt des Gemeinderats im Januar 2019 bei 52 Jahren. Dazu gibt es einige Studien, die allesamt vor allem strukturelle Probleme sehen, wie eben die Sitzungszeiten und die Unvereinbarkeit mit einer Berufstätigkeit.
“Hier hätte die Gemeinde Murnau wieder einmal die Chance gehabt, mutig mit gutem Beispiel voran zu gehen und für mehr Parität in den Kommunalparlamenten zu sorgen,” bedauert Jones die Entscheidung. “Die Meinung von Frauen ist gleich wichtig und muss zu gleichen Teilen vertreten sein. Staatliche Institutionen müssen hier alles unternehmen, um mit strukturellen Reformen und eindeutigen Regelungen eine echte Parität herzustellen. Das ist 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts längst überfällig.”
Gemeinderat Hans Kohl meint: “Heutzutage haben viele Menschen flexible Arbeitszeiten, zudem sind Sitzungstermine über Monate im Voraus bekannt, da kann es sich wirklich fast jeder einrichten, diese auch tagsüber wahrzunehmen. Im Übrigen gibt es laut Städte- und Gemeindetag keine Probleme mit bayrischen Arbeitgebern, sich für Sitzungen freistellen zu lassen.”
Eine ähnliche Meinung vertritt Vorstandsmitglied Adrian Dietz: “Ich bin vor kurzem Vater geworden und erlebe nun selbst, wie schwierig es oft ist, sich die Zeit für Abendtermine zu nehmen. Das ist ein besonders wichtiger Tagesabschnitt für viele Familien. Sitzungstermine tagsüber wären für mich sehr viel angenehmer. Deshalb haben wir bei den Grünen Ortsverbandsitzungen die Termine inzwischen schon mal von 19 oder 20 Uhr auf wenigstens 18 Uhr vorverlegt und auch nach oben hin gedeckelt. Unseren Zukunftsworkshop haben wir sogar auf einen Vormittag gelegt. Man sollte hier nicht immer nur an seine eigene Bequemlichkeit denken, sondern daran, wie man die Gesellschaft möglichst breit in den Gremium abbilden kann.”
Wir Grüne vor Ort werden nicht locker lassen und uns weiterhin für mehr Frauen und junge Menschen in der Ortspolitik einsetzen.
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