Nach der Ankunft am Freitag und der herzlichen Begrüßung durch die Gastgeber ging es für uns direkt weiter nach Gera. Dort war für den Nachmittag Bernd Höcke mit einem „Sommerfest“ angekündigt.

Demokratische Organisationen und Parteien hatten rund um das Versammlungsgelände Informationsstände aufgestellt und informierten zu den möglichen Folgen des Faschismus. Zu den erheblichen Nachteilen, die das AFD-Wahlprogramm im Falle eines starken Wahlergebnisses mit sich bringt.

Aber auch zu den eigenen Inhalten und vor allem zu den Lösungen und Ideen, mit denen man etwas für Thüringen erreichen kann. Auch wenn die dem demokratischen Spektrum zuzuordnenden Organisationen und Personen bedauerlicherweise in der Minderzahl waren, war es für uns Murnauer beruhigend und hoffnungsvoll, dass eine Gegendemonstration Paroli bot.

Und besonders erfreulich war auch der Infostand der Grüne Gera, denn dort trafen wir Hanne Vitzthum. Mit ihr stehen wir, über die Sprecherin Petra Daisenberger, schon länger in verschiedenen Facebook-Gruppen in Verbindung und es ist schon auch wirklich toll, wenn man sich zufällig trifft und feststellt, dass man „sich kennt“.

Das bei dieser Veranstaltung Erlebte, unsere ersten Eindrücke und die politische Situation im Landkreis Greiz, bzw. in Thüringen, diskutierten wir beim anschließenden gemeinsamen Abendessen. Die Sorge der Grünen in Thüringen ist groß, dass sie nicht wieder in den Landtag gewählt werden. Obwohl bisher der kleinste Juniorpartner in der Minderheitenregierung, konnte man doch positive Entwicklungen auf den Weg bringen und möchte das natürlich nicht nur weiterführen, sondern idealerweise auch ausbauen. Klimaschutz ist nach wie vor das drängende Thema unserer Zeit und Kernkompetenz der Grünen. Eine massive Stärkung des konservativen und rechtsextremen Spektrums wird, so die Sorge, unweigerlich zu einer Verschärfung der wirtschaftlichen Lage in Thüringen und zu einer weiteren Abwanderung von Arbeitskräften und Familien führen.

Wir waren übrigens in einem asiatischen Restaurant und fanden die Glückskekssprüche dann auch sehr bezeichnend und ermunternd. Man muss ja nicht dran glauben … aber manchmal passt es eben, gell?

Ende Teil II

Auch für den zweiten Tag hatten unsere Gastgeber ein dichtes Programm organisiert, bei dem wir tatkräftig unterstützen konnten. In der Früh ging es nach Ronneburg, einer kleinen Gemeinde im Osten der Kreisfreien Stadt Gera. Ronneburg ist vielen sicherlich bekannt, da dort bis zur Wende mit viel Aufwand, hohen Kosten und gesundheitlichen Risiken der Arbeitnehmer*innen, Uran abgebaut wurde.

Wie wir erfahren konnten, wurden in den 2000er Jahren die riesigen Abraumhalden renaturiert. Zur Bundesgartenschau 2007 war die Sanierung und der damit verbundene Strukturwandel der Region, abgeschlossen. Die Renaturierung kostete am Standort Ronneburg bis Ende 2015 ca. 2.220 Millionen €. Aber nicht nur die Halde und der Bergbau hat die Region geprägt. Auch die dort lebenden Menschen haben einen hohen Preis bezahlt. Von 1991 bis 2011 bestätigte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung insgesamt 3.700 Lungenkrebsfälle, 100 Menschen mit Kehlkopfkrebs und 2.800 mit Silikose, als Berufskrankheiten, die bis 2011 mit fast einer Milliarde Euro an ehemalige Wismutmitarbeiter*innen, entschädigt wurden. (Zahlen ergänzt aus Wikipedia)

Viele, sehr viele Menschen haben Familienmitglieder verloren, die aufgrund einer Krebserkrankung gestorben sind. Und wenn man sich bewusst macht, was da im Namen der "Atomkraft" für Leid entstanden ist, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln, wenn der sächsische Ministerpräsident laut über ein AKW in der Lausitz nachdenkt.

Am Infostand, den wir morgens an den Eingang des ehemaligen BGS-Geländes aufstellten, konnten wir uns zu den damaligen Lebensumständen der Menschen in Ronneburg informieren und die persönlichen Sichtweisen von Betroffenen erfahren.

Ende Teil III

Da unsere Abordnung aus Murnau mit sechs Personen recht groß war, hat ein Teil der Gruppe die Gelegenheit genutzt und zusätzlich noch Flyer und Aufklärungsmaterial in Ronneburg, einer netten Stadt mit der schönen Burg, verteilt.

Ein Flyer, der über die Positionen im Wahlprogramm der AFD und der daraus erwartbaren Folgen informierte, löste unterschiedliche Reaktionen aus. Manche freuten sich, dass wir faktenbasierte Informationen verteilten. Manche reagierten verärgert, da sie den Inhalten des Flyers nicht zustimmen konnten und eine „Kampagne gegen die AFD“ vermuteten. In den Gesprächen, die oft um die Wende und den daraus entstandenen Erinnerungen gingen, war auch der Ärger über die rechtsextreme Vereinnahmung rauszuhören. Man muss es immer wieder sagen: 70 % der Menschen in den östlichen Bundesländern wählen demokratische Parteien und stehen fest auf den Säulen unseres Grundgesetzes. Sich gegen die faschistischen Strömungen im Landkreis Greiz zu wehren, ist für die Menschen eine große Anstrengung und ein Zeitaufwand, den viele lieber für positive Entwicklungen und Stärkung der Region einsetzen würden.

Am frühen Nachmittag ging es für unsere Gruppe weiter nach Zeulenroda. Dort hatten verschiedene Vereine, Institutionen und Stiftungen ein Demokratiefest organisiert. Wir kamen auf dem Marktplatz zusammen, an dem sonst auch die sogenannten „Montagsdemos“ von den rechten Gruppierungen, Reichsbürger*innen und Coronaleugner*innen veranstaltet werden. Es ist ein exponierter Platz und es war durchaus ein ambivalentes Gefühl, wenn man im Hintergrund Männer mit schwarzer Kleidung vorbeigehen sah, bei denen offensichtlich dieses friedliche Fest für Demokratieverfechter, Familien und Kinder, nicht so gut ankam. Musik, Gespräche, verschiedene Handwerksstände und gutes Essen überwogen aber das positive Zusammenkommen. Besonders prägnant waren auch die Reden von Rikola-Gunnar Lüttgenau von der Gedenkstätte Buchenwald und Doreen Denstädt, der ehemaligen Polizistin und jetzigen thüringischen Justizministerin, die vor den Schäden des Faschismus für Mensch und Demokratie warnten.

Ende Teil IV

Zum Abschluss diesen Tages konnten wir eine kurzfristig anberaumte Kundgebung in Greiz, und die örtlichen Demokratiegruppen unterstützen. Wir stellten uns mit pro-demokratischen Bannern an einen von der Versammlungsbehörde zugewiesenen Platz am Rand eines von der AFD organisierten „Familienfestes“. Dieses Fest, mit ca. 120 Besucher*innen eher schlecht besucht, wurde von anwesenden AFD-Wahlkampfunterstützer*innen aus Baden-Württemberg unterstützt. Die niedrige Teilnehmer*innenzahl wunderte uns sehr, denn immerhin hatte der Vorsitzende der AFD, Bernd Höcke, zu Freibier eingeladen. Vielleicht wirken die Reden für die Greizer*innen mittlerweile doch auch abschreckend, denn wir fanden die, mit irrationalen Themen und aufheizenden Aussagen aufgeladenen und schockierend menschenverachtenden Inhalte, schlicht befremdlich, ja surreal und verstörend.

Da auf dem Fest schon reichlich Alkohol geflossen war, hielt es unsere kleine Gruppe von Gegendemonstrant*innen für sicherer, die eigene Mahnwache noch während der Rede des faschistischen Landesgruppenchefs zu beenden. Wir nahmen bei unserem Rückweg sicherheitshalber einen Umweg in Kauf. Besonders gern stellten sich AFD-Teilnehmer*innen vor uns mit einem Handy hin, um uns zu filmen. Das war sogar für uns, die wir dort nicht leben, sehr unangenehm, auch wenn die Polizei das manchmal unterbunden hat. Einschüchterung, aggressives Auftreten, anzügliche Bemerkungen, um zu verunsichern oder zu provozieren, sind Methoden der faschistischen Gruppierungen. Ein insgesamt hohes Polizeiaufgebot war notwendig und wir wurden auch von Polizeifahrzeugen begleitet.

Ende Teil V

Wir haben viel erlebt und unser kleine Serie geht hiermit zu Ende. Vor allem geht es uns darum, Danke zu sagen. Danke für die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft, mit der wir aufgenommen wurden. Danke, für den Spaß, den wir hatten trotz aller Ernsthaftigkeit der Situation. Danke, dass wir bei unserem Besuch Hoffnung bekommen haben. Rund 70 % der Menschen in Thüringen wählen eine demokratische Partei! Wir haben sehr viel Mut, Tatkraft und Engagement im Landkreis Greiz erlebt. Wir haben sehr viele, sehr engagierte Menschen kennenlernen dürfen, mit denen wir unsere Sorge um die Demokratie teilen konnten und die sich für ihre Familie, die Kinder, den Ort, den Landkreis und die Freiheit einsetzen. Die sich vor Ort in Greiz für unser aller Grundwerte engagieren. Dankeschön, dass wir einen kleinen Beitrag zur Unterstützung leisten konnten.

Ob das auch bei der Landtagswahl am 01. September zu der entsprechenden Wahl von demokratischen Parteien führen wird, bleibt offen. Fest steht: Die zutiefst demokratiezerstörende und menschenverachtende AFD, schüchtert mit Angst und Hetze ein und ist eine große Gefahr. Für die Menschen und für die Demokratie. In Greiz, in Murnau, in Thüringen, in Deutschland. Die Demokratie, die Freiheit und der Frieden in Europa und in unserem Land, geht uns alle etwas an!

Wir hoffen auch, dass wir mit unserem Erlebnisbericht zeigen konnten, dass jede und jeder sich für die richtigen Dinge im Leben engagieren kann und auch sollte. Darum auch zum Abschluss dieser Serie noch die Bitte: Seid solidarisch, geht auch gern auf die Seite der Grünen in Greiz und gebt ein Like. Ihr unterstützt damit oder auch mit einem positiven Kommentar, und helft so dabei, die Reichweite zu erhöhen.

Noch acht Tage bis zur Wahl: Vielleicht lässt sich manche Wählende oder manch Wählender von der Leidenschaft für Demokratie und Solidarität anstecken und macht das Kreuz bei der Zukunft. #DuBistWichtig Es ist grad #RichtigWichtig#DemokratieLeben

Danke Martin Schulze, Grüne Greiz, @aktionsbuendnis.kolibriGrüne Gera und viele, viele andere, die sich für die richtigen Dinge einsetzen.

Am 01.09. ist die #LandtagwahlThüringen2024. #AlleZusammenFürDieDemokratie

Ende Teil VI - Wir bedanken uns bei den Freunden in Greiz, für diese wunderbaren Tage.