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30.08.24 –
Eine Mehrheit der Murnauer Gemeinderatsparteien hat einen entscheidenden Schritt getan in Richtung Energiewende, um Sonnenstrom für die Menschen in Murnau zu ermöglichen. In der öffentlichen Sitzung Anfang August 2024 beschloss der Bauausschuss des Murnauer Gemeinderats, gegen die Stimmen der Gemeinderäte der CSU, die Neuaufstellung eines Flächennutzungsplans. Mit dieser 8 ha großen Agri-Photovoltaik-Anlage wird eine innovative Kombination aus Landwirtschaft und Sonnenstromproduktion auf Murnauer Gemeindegebiet möglich sein.
Diese sehr positive Entwicklung begrüßt unser Arbeitskreis Energie des OV Murnau & Umgebung sehr. Es ist höchst erfreulich, dass mit einer Agri-PV-Anlage auf 38.000 ha Murnauer Flur mehr als 50 % der Murnauer Bürger*innen mit selbstproduziertem erneuerbaren Murnauer Strom versorgt werden könnten (8 ha entsprechen 0,02% ha an der Gesamtfläche 38.000 ha).
Die vorliegenden aktuellen Zahlen der bayrischen Staatsregierung aus dem Energieatlas Bayern zum Anteil der Erneuerbaren Energien am Murnauer Strommix belegen die Dringlichkeit dieser Initiative. Der Markt Murnau ist mit unter 10 % Anteil erneuerbarer Energien am Strommix nicht nur im Landkreis Garmisch-Partenkirchen Schlusslicht. Auch alle Gemeinden in den 3 Nachbarlandkreisen stehen besser da. Dass der Gemeinderat sich erst kürzlich vom eigenen Beschluss der Klimaneutralität und eigenen Vorbildfunktion verabschiedet hat macht da den Gesamteindruck nicht besser.
Umso wichtiger nun dieser aktuelle Beschluss. In den Informations-Veranstaltungen des Grünen Arbeitskreises Energie in den letzten Jahren wurden die überwiegend positiven Perspektiven von Agri-PV-Anlagen aufgezeigt. Die jetzt zur Nutzung angedachten Murnauer Flächen dienen weiterhin der Nahrungsmittelproduktion. Landwirtschaftliche Produktionsverluste sind minimal, dafür der Nutzen durch bessere Bewässerung und Schutz der Pflanzen vor zu hoher Sonneneinstrahlung immens. Hinzu kommt: die Sonne stellt keine Rechnung, sichert aber den Landwirt*innen eine weitere Einnahmemöglichkeit!
Eine extensive ökologischere Bewirtschaftung mit weniger Dünger, ohne Herbizide, weniger Eingriffen in die natürlichen Abläufe in der Landwirtschaft, ist mit Agri-PV- möglich, wertet die Fläche auf und dient der Artenvielfalt.
Die Flächen bleiben unversiegelt, der Bauaufwand ist gemessen am Ertrag klein. Zahlreiche Studien belegen die positiven Wirkungen, wie uns Prof. Kerstin Wydra schon am 11.05.2023 bestätigte. Hinzu kommt: Kühe fühlen sich im Schatten wohl, wie man bei der jüngst ans Netz gegangenen Agri-PV-Anlage in Weichs bei Ohlstadt sehr gut beobachten kann.
Der Ab- oder Rückbau einer Agri-PV-Anlage ist jederzeit vergleichsweise problemlos möglich. Es bleiben weder große Braunkohletagebaulöcher übrig, noch stellen sich Entsorgungsprobleme von radioaktiven Brennstäben. Agri-PV Flächen stehen dabei nicht in Konkurrenz zu Dach-PV-Anlagen. Beide sind dringend notwendig und müssen gleichzeitig weiter ausgebaut werden. Dass in Murnau und auch im Landkreis für jeden erkennbar und trotz staatlicher Fördermaßnahmen viel zu wenig PV-Anlagen auf den Dächern montiert sind, ist ein No-Go und den Bürgerinnen und Bürgern längst nicht mehr vermittelbar.
Die Wertschöpfung bei einer Stromproduktion mit Erneuerbaren bleibt in Murnau und die Gelder fließen nicht mehr nach Saudi-Arabien oder Norwegen, sondern bleiben in der Region und stärken unsere Gemeinde durch wirtschaftlich kluge und vorrausschauende Planung.
Die in der Sitzung zum Thema am 06.08.2027 zum Teil polemisch vorgetragenen Bedenken der CSU Gemeinderäte Neuner und Hutter zu Flächengröße, Optik und Nutzen der Agri-PV-Anlage sind eine Ablehnung der regionalen Energiewende und schwer nachzuvollziehen. Auch die von Herrn Neuner gemachte Aussage, die Murnauer CSU sei keineswegs gegen Photovoltaikanlagen, wirkt höchst unglaubwürdig, wenn in derselben Sitzung die anwesenden CSU Gemeinderäte eine Fortführung der Planung einer PV-Anlage mit ihrem Abstimmungsverhalten ablehnen. Wie passt das mit einem einstimmigen Beschluss des Gemeinderats aus dem Jahr 2022 zusammen, mit dem beschlossen wurde, geeignete Flächen für Photovoltaikanlagen in Murnau zu erkunden?
Herr Neuner begründet seine Ablehnung des Flächennutzungsplans mit der Forderung, einen Nutzungsplan für Zeiten von Stromüberproduktion bei zu viel Sonnenschein zu erarbeiten. Dies wirkt angesichts der Tatsache, dass Murnau sich eine 90%ige Strom-Unterproduktion leistet und Strom importieren muss mindestens interessant.
Der Leiter der Murnauer Gemeindewerke, Herr Steingruber, informierte sachlich zu Strom-Speichermöglichkeiten direkt an der geplanten Agri-PV-Anlage und zu den Bürgerbeteiligungsmodellen über eine regionale Energiegenossenschaft. Seine Einschätzung der Gesamtlage war informativ, sehr hilfreich und konstruktiv. Ganz eindeutig agiert die Mehrheit des Murnauer Gemeinderat sehr verantwortungsbewusst, wenn sie sich für die Weiterverfolgung des Projektes entschließt und so den Murnauer*innen zukünftig nicht nur Stromsicherheit aus Erneuerbaren ermöglicht, sondern damit auch Vorsorge für die Bezahlbarkeit gewährleistet. Denn sollten wir die Erderwärmung nicht verlangsamen können, wird dies die grüne Landschaft um Murnau in Richtung braun verändern und uns alle teuer zu stehen kommen.
Der Arbeitskreis Energie hält, nach Abwägung aller Gesichtspunkte, eine Agri-PV-Anlage im Norden von Murnau für ökologisch, wirtschaftlich, sozial und zukunftsweisend für dringend notwendig. Die Nutzung von Sonnenenergie ist höchst überfällig.
Herzlichen Dank und mit besten Grüßen
Robert Herz
Sprecher AK Energie
OV Murnau & Umgebung, Bündnis 90/Die Grünen
Quellen:
Prof. Kerstin Wydra, Website der Fachhochschule Erfurt, https://www.fh-erfurt.de/wydra-kerstin
OV Murnau & Umgebung, Veranstaltung z.B. am 11.05.2023: gruene-murnau.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung-detail/doppelte-ernte-mit-agripv-im-gruenland
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