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29.01.20 –
Bündnis 90 / Die Grünen luden am Mittwoch, 21. Januar zum Thema „Klimakrise global - Energiewende lokal“ ein. Stefan Drexlmeier, Geschäftsführer der Bürgerstiftung Energiewende Oberland, und Dr. Anne von Streit, LMU München, Department für Geografie und Leiterin des INOLA- Projekts, präsentierten den rund 80 Interessierten den Status quo der Energiewende im Oberland und speziell in Murnau.
Insgesamt setzt sich die CO2-Bilanz zu ca. je einem Drittel aus den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr zusammen. Bei letzterem ist klar erkennbar, dass der motorisierte Individualverkehr mit ca. 75% den größten Teil daran ausmacht und dieser nur durch einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs vermindert werden kann.
Bereits nach Präsentation der Faktenlage gab es ein erstes ernüchterndes Fazit der Expert*innen: Mit dem derzeitigen Tempo ist das ehrgeizige Ziel der Landkreise des Oberlands bis zum Jahr 2035 unabhängig von fossilen Energien zu sein, auf keinen Fall zu erreichen. Es braucht dringend mehr Tempo in der Umsetzung, klare Maßnahmenpakete mit definierten Zieldaten, dazu vereinfachte Rahmenbedingungen und die Bereitschaft der Bürger*innen, diesen Kraftakt mitzutragen. Die Technik für alle notwendigen Maßnahmen ist vorhanden. Jetzt kommt es auf eine Veränderung des Bewusstseins an, dass die Bürger*innen und vor allem auch die politischen Entscheidungsträger*innen ab sofort konsequent handeln.
Dabei ist für die Grüne Bürgermeisterkandidatin Veronika Jones auch klar, „dass kleine und mittlere Einkommen von den Maßnahmen nicht weiter belastet werden dürfen.“ Gerade im Bereich der PV Anlagen gibt es dringenden Handlungsbedarf. Um den Ausbau vor allem mittels PV-Anlagen zu bewerkstelligen, müssten über die Hälfte aller Dächer mit PV-Anlagen ausgestattet werden. Gerade hier sieht Jones die Kommune als Vorbild und fordert einen Masterplan mit festen Umsetzungszielen, denn „auf vielen kommunalen Gebäuden befindet sich bisher keine Anlage, wir müssen aber Ziele vorleben, im eigenen Haus aufräumen, ehe wir als Gemeinde anderen Änderungsvorschläge machen können. Das heißt auch, dass wir auch mal teurere Lösungen in Betracht ziehen müssen, z.B. wenn die Statik keine Standardlösung zulässt, oder dass wir die Ortsgestaltungssatzung in Bezug auf aufgeständerte Module endlich ändern müssen.“
Insgesamt muss die Kommune wesentlich schneller, wesentlich mehr umsetzen. Dass das nicht einfach wird und sicher auch viel Geld kosten wird, ist dabei klar. Und dabei ist Murnau ja schon eine Gemeinde, die mehr als andere vorwärtsbringt. Für Gemeinderat Hans Kohl kann das nur bedeuten, „dass wir die Energiewende selbst in die Hand nehmen müssen, kommunale Rahmenbedingungen schaffen müssen, über Modelle wie Energiegenossenschaften reden und vor allem viele Angebote in Sachen Energieeinsparung im eigenen Haus an die Bürger*innen heranbringen müssen.“ Die damit verbundenen Kosten, auch in Bezug auf mögliche Neueinstellungen, sieht Kohl gelassen: „Es muss allen klar sein, dass nichts tun am Ende unbezahlbar ist. Mit Sparen hat man noch nie in die Zukunft investiert."
Kreisrat Georg Buchwieser erläuterte die Möglichkeiten des Landkreises und welche Anträge die Grüne Kreistagsfraktion zum Thema eingebracht hat. So konnte endlich die Einstellung eines Klimaschutzmanagers umgesetzt werden und aktuell wird an einem erweiterten ÖPNV Konzept gearbeitet. „Für einen Umstieg auf andere Verkehrsmittel müssen attraktive, einfache und auch bezahlbare Alternativen zur Verfügung stehen, sonst klappt es nicht.“, so Buchwieser.
Hausbesitzer*innen wollen zwar durchaus energetisch sanieren oder sauberen Strom erzeugen, wissen aber oft weder über Beratungsmöglichkeiten Bescheid, noch wie und wo Fördermittel beantragt werden können. Außerdem stellt hier die Bürokratie z.T. unüberwindbare Hürden, übertriebene Denkmalschutzvorschriften sind nur ein Aspekt. Hier ist ein weiterer Ansatz, über den man Eigentümer*innen stärker in die Energiewende einbeziehen kann.
Auch hier sehen die Grünen dringenden Handlungsbedarf und viele Aufgabenfelder für die Kommune, von eigenen kommunalen Förderprogrammen über Bürokratieabbau bis hin zum Bewerben von Beratungsdienstleistungen. Expertin Dr. Anne von Streit bestätigt die grüne Meinung, „man muss neue Wege und Denk- ansätze gehen, es gibt schon viele gute Ansätze, diese gilt es dringend fortzuschreiben.“ Hier können sich die Grünen auch vorstellen, dass die Kommune Dachflächen von Privateigentümer*innen pachtet und dort Anlagen installiert.
Ein weiterer Punkt war die Energiespeicherung. Hier erwarten sich viele Bürger*innen schnelle Antworten, wie geht nichts verloren, wie können wir selbst Anteil, z.B. in Form von Genossenschaften, daran haben und wo sind derzeit die Grenzen. Praktische Tipps zur Haussanierung und Beratungsmöglichkeiten wurden von Energieberater Wolfgang Haas vorgestellt. Martin Wiegand veranschaulichte, wie er in Eigeninitiative sein Haus energetisch saniert hat und berichtete über große und kleine Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Aus dem Publikum wurde die Forderung laut: Wo finden sich positive Beispiele veröffentlicht, die andere motivieren, jetzt mit der Energiewende im Privaten anzufangen.
Hätte also Dr. Felix Gross, der den Abend souverän moderiert hat, nicht so streng auf die Uhr geschaut, wäre der Abend sicher noch wesentlich länger geworden. Zusammenfassend ziehen die Grünen den Schluss, dass der künftige Gemeinderat den Energiewendemaßnahmen höchste Priorität einräumen muss und dafür auch die erforderlichen Mittel investieren muss. Dabei muss dringend auch zusammenhängend gedacht und geplant werden, insbesondere im Bereich Wirtschaft, denn es wird Ansiedlungsstrategien für Firmen in der Energiebranche brauchen, mit den Betrieben gemeinsam müssen die Ausbildungsberufe im klassischen Handwerk wieder attraktiver werden und mehr Wertschätzung erfahren. Denn diese sind tragende Säulen der Energiewende, ohne sie kann die praktische Umsetzung nicht gelingen.
Veronika Jones
Sprecherin OV Murnau
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