Geplante Straßenverbreiterung Poschinger Allee - Es gibt wirksamere Lösungen, die der Nutzung angemessen sind!

24.04.22 –

Murnau 22. April 2022

Der Vorstand und die Mitglieder des Ortsverband Murnau & Umgebung haben sich im Rahmen einer Ortsbegehung mit anschließender Diskussion, die aktuell ohne notwendigen Anlass in den Murnauer Gemeinderat eingebrachten Varianten für den Ausbau der Poschinger Allee angeschaut und durchgesprochen. 

Bei den vorgeschlagenen Maßnahmen handelt es sich zum Teil um Straßenverbreiterungsvorschläge und um dafür möglicherweise erhaltbare Zuschüsse aus einem Zuschussprogramm. Die enthaltenen Radverkehrsmaßnahmen sind schmückendes Beiwerk, mit dem aber bedauerlicherweise die Projektmaßnahme begründet wird. Dabei fallen andere diesen Bereich wirklich sicher machende Maßnahmen leichtfertig unter den Tisch.

Denn weder der erreichbare und notwendige Sicherheitsaspekt noch die extremen Kosten der Maßnahmen stehen im Verhältnis zu den vorgeschlagenen Varianten und dem zu erwartenden Ergebnis. Will man die Kosten in den Vordergrund stellen, ist die günstigste Lösung nicht zu bauen.

Setzt man aber den wichtigsten Aspekt „Sicherheit für unsere Kinder“ als zu erreichendes Ziel ein, dann sind deutlich kostengünstigere Maßnahmen wesentlich effektiver! Diese werden aber erst gar nicht berücksichtigt.  

Hinzu kommt: Die Priorisierung der im Gemeinderat angeregten Projekte ist angesichts der während der Kommunalwahl versprochenen Verbesserungen der Wohnraumsituation, vielen bestehenden und wichtigen Konzepten zur Verbesserung der Verkehrssituation und den dringend notwendigen Klimaschutzmaßnahmen schlicht nicht mehr nachvollziehbar. Wir fordern, die für die jetzt teuerste Lösung in Aussicht gestellten, verwendbaren 500.000 €, in die Verbesserung des Wohnraum-Angebots und der Abarbeitung der bestehenden Ideen zu investieren.

Denn auch der aktuelle IPCC-Bericht macht die alarmierenden Auswirkungen der drohenden Klimakatastrophe deutlich. Trotzdem setzen weite Teile des Murnauer Gemeinderats erneut auf größere Straßen und die damit verbundenen steigenden CO2-Emissionen.

Lasst uns endlich anfangen, Mobilität nicht nur anders zu denken, sondern auch umzusetzen! Wie generieren wir weniger Verkehr? Wie verbessern wir die Lebensbedingungen für uns alle? Wie sichern wir unsere Lebensgrundlagen? Welche Maßnahmen ergreifen wir, um uns auf Starkregenereignisse vorzubereiten? Wir sollten endlich wirksamen Lösungen den Vorzug geben! Wir sollten uns fragen: Was bringt uns dieses aktuelle Gemeinderat-Projekt für unser Ziel Klimaneutralität bis 2030.

Die nächsten acht Jahre müssen Klimaschutz und klimagerechte Lösungen unbedingt die höchste Priorität haben!

Das Ergebnis der Hybrid abgehaltenen Ortsverbandsversammlung und der Diskussion nach der Ortsbegehung vom 19.04.2022 in der Waldklause mit vielen Grünen Mitgliedern und Gästen war schnell klar. Eine breitere Straße verführt vor allem dazu, schneller Auto zu fahren. Mehr Sicherheit an der Poschinger Allee zu erreichen, setzt eine unbedingte Reduzierung des Tempos voraus. Das ist mit einer Straßenverbreiterung nicht zu erreichen und nicht zu begründen.

Auch die erwartbare Konsequenz, zunehmender Ausweichverkehr über Froschhausen, wird nicht ausreichend berücksichtigt. Der wird aber kommen, vor allem, wenn die Reschstraßenkreuzung, die schon längst ein Kreisverkehr sein müsste, wieder einen Rückstau verursacht.

Bevor man sich also für den Start dieses Projekts und die Bereitstellung von viel Kapital für ein Projekt untergeordneter Dringlichkeit ausspricht, sollten diese Fragen unbedingt ausreichend diskutiert und besprochen werden:

Die Frequenz der Poschinger Allee ist aktuell als gering einzuschätzen. Wie lässt sich so eine große Investition begründen, wenn so viele andere Verkehrsbereiche in Murnau schon lange auf Lösungen warten?

Wer und wie viele Verkehrsteilnehmer*innen nutzen die Poschinger Allee? Wer fährt mit dem Auto, von wo aus wohin? Wie schnell wird hier im Durchschnitt gefahren?

Neben den motorisierten Verkehrsteilnehmer*innen, die zum TSV und zum Tennisgelände fahren, sind hier auch Radfahrende unterwegs. Wie viele nutzen die Straße und wie viele fahren den bereits vorhandenen Weg auf der nördlichen Seite? Wie viele Radler*innen kommen aus dem Ort und nutzen den sicheren Talweg oder den Längenfeldweg?

Wir fordern jetzt wirksame Lösungen:

  • Es ist endlich eine Geschwindigkeitsbegrenzung einzuführen, die Tempo 30 vorschreibt und so die Poschinger Allee sicherer macht. Wir trauen dem modernen Autofahrer zu, hier ein für den Freizeitverkehr angemessenes Tempo zu fahren, das unsere Kinder sicher ankommen lässt und außerdem die Umwelt und unser Klima schont. Bloß weil eine Straße breit und teuer ist, ist sie noch lange nicht sicherer. Im Gegenteil, eine breite Straße lädt immer zum Schnellfahren ein.
  • Ergänzend dazu sind Markierungen (Piktogramme) anzubringen, die das langsame Fahren unterstützen. (Beispiel Sollerstraße)  
  • Der Ausbau des Talwegs und der Ausbau der Verbindung vom Längenfeldweg zum Talweg sind echte Alternativen. Diese Wege werden bereits von vielen genutzt. Das Radverkehrskonzept von teamred hat darauf bereits hingewiesen. Wann wird das umgesetzt?
  • Es stehen nicht nur alte Bäume in der Allee. Die aktuellen Alleebäume sind unterschiedlichen Alters und viele sogar in einem Alter, in dem sie CO2-Emissionen perfekt ausgleichen. Eine Fällung aller Allee-Bäume ist somit nicht zu rechtfertigen. Im Gegenteil, wir halten eine Aufforstung und Pflanzaktion, auch um den direkten Blick auf das Bundeswehrgelände zu verringern, im Bereich zwischen den Bäumen für wichtig. Der Raum könnte der Insekten- und Pflanzenwelt eine gesunde Mischkultur bieten, die Vielfalt ermöglicht.
  • Sind alternative Konzepte wie ein Linien-, Shuttle- oder Sammelbus ausreichend mitgedacht, um unsere Kinder sicher an das Gelände des Sportvereins zu bringen?
  • Es hat sich angedeutet, dass die Bundeswehr möglicherweise die Einfahrt vergrößern und für zukünftige An- und Abfahrten und Truppenbewegungen nutzen will. Damit erhöht sich die Nutzungsfrequenz der Straße massiv und die jetzt favorisierte - Variante ist möglicherweise nicht ausreichend auf das dann entstehende Aufkommen vorbereitet. Da keine konkreten Zeitpläne vorliegen, ist ein Ausbau der Straße erst notwendig, wenn diese Pläne konkreter und die möglichen Auswirkungen der Verkehrszunahme an der Poschinger Allee sichtbarer und einschätzbar werden. 

Wir fordern, dass erstellte und bereits bezahlte Verkehrswege-Konzepte priorisiert abgearbeitet werden. Es gibt viele für Fußgänger und Radfahrende neuralgische und auch gefährliche Stellen in Murnau. Dazu gehören die Reschstraße, die Weindorfer- und die Pechmannstraße, die sehr wichtige und aktuell nicht ausreichend sicherere Zufahrtsstraßen zu den Schulen sind.

Wir fordern außerdem, dem wichtigen Thema Klimaschutz jetzt endlich auch im Murnauer Gemeinderat den priorisierten Stellenwert zu geben, der zum Schutz unserer Lebensgrundlagen notwendig ist.

Der Vorstand und die Mitglieder des Ortsverbands Murnau & UmgebungBündnis 90/Die Grünen 

Pressemitteilung

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