BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

OV Murnau & Umgebung

Umfahrung Murnau - Die Klimakatastrophe fordert klügere Lösungen!

28.03.21 – von OV Murnau & Umgebung –

Der GRÜNE Ortsverband Murnau & Umgebung spricht sich klar gegen die geplante Umfahrung aus.
In einem basisdemokratischen Prozess wurden alle verfügbaren Fakten und Zahlen zusammengetragen, sowie vorgesehene Strecken und die damit verbundenen Auswirkungen und Kosten ausführlich diskutiert. Parallel dazu hat unser Landtagsabgeordneter Andreas Krahl eine Anfrage an das Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr gestellt. Die Antworten der Staatsregierung und der Diskussionsprozess der Mitglieder führten in der Ortsverbandssitzung am 23.03.2021 zu einem eindeutigen Votum für klügere Mobilitätslösungen in Zeiten der Klimakatastrophe.


 1. Es gibt bessere Lösungen! Wir wollen in klügere, sinnvollere und zukunftsfähigere Mobilitätskonzepte investieren. Wir haben uns von der Idee verabschiedet, viele Millionen Euro in Asphalt und Beton in einem rückwärtsgewandten Mobilitätskonzept zu verbauen. Die Unkalkulierbarkeit der Baukosten (momentan geplante 30 Mio.), die bei vergleichbaren Objekten während der Projektphase noch weiter explodieren, sind kein verantwortungsvoller Umgang mit öffentlichen Geldern. Wir übernehmen Verantwortung für nachfolgende Generationen!

 2. Umweltzerstörung und zunehmender CO2-Ausstoß wären die Folgen für viele Jahrzehnte. In Zeiten der Klimakrise das falsche Signal. Wir haben uns zur Klimaneutralität bis 2035 bekannt und wollen das 1,5-Grad-Ziel bis 2035 erreichen. Daher benötigen wir umgehend ein aktuelles Klimaschutzkonzept mit Zeit- und Maßnahmenplan, Kostenaufstellung und Personalbedarf, um unsere vereinbarten Ziele erreichen zu können. Alle Projekte müssen diesen Maßgaben standhalten, klimaschädliche Vorhaben dürfen nicht mehr genehmigt werden. Der Klimavorbehalt bewahrt uns vor unabsehbaren Folgen, die die kommende Generation zu tragen hat.

 3. In Kombination mit dem Komplettausbau der B2 und der damit verbundenen höheren Geschwindigkeit wird die Umgehungsstraße wesentlich mehr Verkehr aus dem südlichen und westlichen München zu uns ableiten. Der Tagestourismus und Pendelverkehr wird zunehmen. Wir bekommen mit der Umfahrung eine „A95 light“, deren Ausbau mitten in unserem Ort in einem Kreisverkehr endet. Dabei gibt es eine verkehrstüchtige und gut ausgebaute Autobahn A 95. Eine weitere parallele Schnellstraße ist überflüssig, da die A95 wochentags noch lange nicht ausgelastet ist. 

4. Eine aktuelle Verkehrszählung mit Ziel- und Quellverkehrsanalyse sowie eine faktenbasierte, nachvollziehbare Abwägung fehlt.

Hintergrund 

Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten! Laut Bundesverkehrswegeplan ist eine neue, ausgebaute B2 vom Münchner Süden nach Starnberg über Weilheim bis Murnau im vordringlichen Bedarf eingestellt. Der Tunnel in Starnberg und der sich noch in Planung befindliche in Weilheim, sind weitere Unterstützer der Beschleunigung dieses Verkehrs und untermauern den zu erwartenden autobahnähnlichen Charakters dieser weiteren Nord-Süd-Verbindung B2.

Das letzte Ausbaustück der Strecke soll die Murnauer Umgehung sein, die mitten im Ort endet. Der Bau dieses Projekts wird rund 10 Jahre Verkehrsbeeinträchtigungen mit sich bringen. Für 2021 ist die technische Machbarkeitsprüfung aller möglichen Streckenvarianten nach Auskunft des bayrischen Staatsministeriums geplant. Eine Analyse des Ziel- und Quellverkehrs erfolgt erst danach. Weshalb?

Vergleichbare Ausbauten der Bundesstraße 472 von der Autobahn bei Sindelsdorf nach Peiting, Landsberg und Augsburg entlang der Nordalpen hatten eine teilweise dreispurige "Rennbundesstraße" zur Folge. Wollen wir das für die B2 auch?

 

Was bedeutet der Ausbau der B2 und die Umfahrung Murnau für Natur und Umland?

Murnau kann mit noch mehr Verkehr rechnen. Die Kohlgruber Straße in Murnau wird den erhöhten Verkehr nicht aufnehmen können. Statt einer Entlastung kommt zukünftig an vielen Stellen, am Tengelmann-Center, an der Reschstraße und auch an der Ecke Kellerstraße innerörtlicher Verkehr an und wird dort massive Störungen verursachen.

Die Murnauer Umfahrung erfordert massive Eingriffe in die Natur, die zusehends wertvolle Habitate zerstören.

Die West-Umfahrung

Die Westumfahrung verlagert den Verkehr lediglich. Die Umfahrung bringt nach Abwägung aller Fakten keine Entlastung der Gesamt-Situation. Durch die Westumfahrung kommen Autos möglicherweise leichter nach Murnau rein aber nicht wieder hinaus, da die Kohlgruber Straße und die Olympiastraße nicht ausgebaut werden. Zahlreiche Ampeln behindern den Verkehrsfluss. Noch mehr Verkehr kommt an der Kohlgruber Straße bzw. am Tengelmannzentrum an. Für diesen bereits jetzt für Fußgänger*innen und Radverkehr unzumutbaren Abschnitt der B2 fehlt ein Konzept. Ungewollte Nebeneffekte der geplanten Umfahrung sind auch aufgrund fehlender Faktenlage nicht ausreichend bedacht. Durch die Bebauung nah am Ort handelt es sich bei der Westumfahrung eher um eine überdimensionierte Straße, die eine Bypassfunktion erfüllen soll.

Die Ost-Umfahrung

Ein wenig bebautes Gebiet, ein Rückzugsraum und wichtiges zusammenhängendes Erholungsgebiet für Mensch und Tier, wird für eine überflüssige Straße in die Planung einbezogen. Hier wäre es noch möglich, die Idee vom sanften Tourismus zu verwirklichen und abseits vom Verkehrslärm Erholungssuchenden Ruhe zu bieten. Mensch und Tier haben hier einen wertvollen, schützenswerten Rückzugsraum.

Nach unseren Informationen hat die Ost-Umfahrung die Priorisierung II.

 

Wir setzen uns ein 

FÜR ein klares „Ja“ zur CO²-Reduktion und Einhaltung des Pariser Klimaabkommens.

FÜR eine deutliche Priorisierung der Bahn mit Ausbau des Service- und Taktangebots zu einer wirklichen Alternative. Der Umstieg auf die Bahn muss attraktiv sein: Wir fordern den Halbstundentakt von München bis Garmisch-Partenkirchen mit einem zweigleisigem Streckenausbau wo er zur Umsetzung notwendig ist. Die Forderung nach dem Halbstundentakt besteht seit mindestens 25 Jahren und wartet auf dringende Umsetzung. Wir brauchen außerdem die digitale Ertüchtigung der DB-Netz-Strecke, um in Stoßzeiten auch einen 20-Minuten-Takt zu ermöglichen.

FÜR eine massive Stärkung der Verkehrsverbünde und des ÖPNV. Das schafft echte Alternativen sowie zukunftssichere Arbeitsplätze im Bereich nachhaltiger Mobilität in unserer Region.

FÜR einheitliche und niedrige Ticketpreise (365 Euro Jahresticket).

FÜR alle Pendler*innen, die auf Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit angewiesen sind und ein maximal modernes und klimagerechtes ÖPNV-Angebot benötigen.

FÜR ein besseres Breitband-Internet mit Glasfaser, damit mit mehr Homeoffice und Share-Office-Lösungen der Pendel-Autoverkehr weiter reduziert wird.

FÜR ein Verkehrsgutachten, bevor die Machbarkeitsstudie durchgeführt wird. Es geht um viele Millionen an Steuergelder, der Einsatz dieser muss klare Belege für eine Verbesserung der Verkehrssituation unter Einbeziehung des 1,5-Grad-Ziels haben.

FÜR die Umsetzung der bereits zugesagten Verstärkung der Bahnstrecken und des ÖPNV in Ost-Westrichtung (Alpen-Bus).

FÜR die Einrichtung einer Mobilitätsdrehscheibe am Murnauer Bahnhof mit einem angepassten Angebot an Carsharing, Shuttle-Bussen, E-Bike-Verleih etc. Damit können auch Tourist*innen die Sehenswürdigkeiten unserer Region ohne Auto erreichen, und auch die Besucher*innen der BGU Murnau können diese bequem ohne eigenen Pkw anfahren.

FÜR einen Ausbau des Rufbusses Omobi mit dem Ziel, Mobilität für jeden Geldbeutel zu schaffen.

 

FÜR den massiven Ausbau sicherer innerörtlicher Fahrradwege.

FÜR Kreisverkehre statt Ampelanlagen. Diese sind oft möglich und sinnvoll. Ein erfolgreiches Beispiel gibt es in Bad Tölz. Ein großer Teil des Murnauer Verkehrs ist hausgemacht, denn auch unnötige Ampeln und Kreuzungen führen zu Staus! Die Wirkung von Kreisverkehren muss neu diskutiert und als sinnvolle Lösung für die Situation an der Reschstraße in Betracht gezogen werden.

Insbesondere der innerörtliche Verkehr, der von und zum Kemmelgelände und Gewerbegebiet am Straßäcker entsteht, hat nur die Reschstraßenkreuzung, über die sich das Verkehrsaufkommen verteilen kann. Die Kombination mit dem Durchgangsverkehr ist für Anwohner*innen eine Belastung, die durch Kreisverkehre mit integriertem Fuß- und Radverkehr einen durchgängigen Verkehrsfluss und damit eine tatsächliche Entlastung bewirken können.

 

Fazit 

Wir wünschen uns von den Murnauer*innen, unserem Bürgermeister und dem Gemeinderat eine eindeutige Positionierung und kluge Konzepte und Handlungen, die moderne und klimafreundliche Mobilität möglich machen.

Der Ortsverband Murnau & Umgebung von Bündnis 90/Die Grünen lehnt eine Umgehungsstraße ab und fordert Politik und Behörden zu einem schnellen Umdenken in Sachen Verkehrs- und Mobilitätswende auf.

Dafür wird sich der Ortsverband und die Fraktion im Gemeinderat mit Nachdruck einsetzen.

 

Ortsverband Murnau & Umgebung

 

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